GUT, DASS ER MOTORRÄDER, MÄDCHEN, KING KONG LIEBT UND ZU LEBEN VERSTEHT!

DER MIT DEM PIANISTEN DEN OSCAR GEWANN UNSER ADRIEN

Sprechen wir über Zegna! Über die Plakatwände auf dem Times Square, die doppelseitigen Anzeigen in Vanity Fair und über die in feinste weiße Seide gekleideten lebensgroßen Figuren in Bloomingdale’s Schaufenstern. Pantalons, Sakko, Paletot, Perfektion! Sind Sie das?

Adrien Brody lächelt jungenhaft. Wie er vor mir sitzt, unter südkalifornischer Sonne im Vorfrühling, in schwarzen Jeans, schwarzem Shirt, schwarzer Wildlederjacke, den Reißverschluss rauf- und runterziehend, ist er der West-Village-Rocker in Person. Vielleicht einer der Upper West Side … Jedenfalls kein Modefreak aus Los Angeles, soviel ist sicher.

Ja, sagt er ergeben, ich trage Zegna, das ist wirklich ein edles Gefühl… doch ich weiß nicht, wie lange. Jetzt ist das so …. Doch ich glaube… also, ich weiß nicht.

Ist er verlegen? Der Junge aus Queens mit dem unverwechselbaren Äußeren, der nach seiner brillanten Darstellung des um sein Überleben kämpfenden polnischen Juden im besetzten Warschau zu einem Markennamen in Hollywood wurde, ist heute der Liebling des Showbusiness. Es war eine denkwürdige Nacht, als er der verblüfften Halle Berry einen nicht enden wollenden Kuss auf die Lippen drückte. Adrien Brody arbeitet ununterbrochen. Ganz gleich, ob ihm weise Agenten dazu rieten oder er von seinem Inneren getrieben wird. Tatsache ist, dass er keine Minute verlor, um seinen künstlerischen Erfolg in geschäftlichen umzumünzen. Nach „Der Pianist” fiel er in dem Film „The Village” vom Regisseur M. Night Shyamalan auf, der auch „Der siebte Sinn” drehte, es folgte der Thriller „The Jackett” und schließlich krönte er die Reihe mit King Kong. In letzterem Film arbeitete er mit Peter Jackson, dem Regisseur von „Der Herr der Ringe”.

Sind Sie mit ihren Rollen zufrieden? Sie scheinen nicht mehr um sie kämpfen zu müssen.

Ja, ich bin zufrieden und muss mich dennoch um Rollen bemühen. Natürlich eröffnete sich mir mit dieser Anerkennung (Oscar – Red.) die Möglichkeit, an wichtigen Produktionen beteiligt zu sein, und sie trug auch dazu bei, dass mein Name mit erfolgreichen Filmen und deren Regisseuren verbunden wird. Es ist eine große Ehre, dass ich bei „King Kong” dabei bin, denn hier spiele ich einen romantischen Actionhelden, dessen Gestaltung mir vor einigen Jahren ernsthafte Schwierigkeiten bereitet hätte.

Ja, nach bösen Zungen ist der Star des Films nicht der Schauspieler, sondern der Affe.

Das stimmt so nicht ganz. Richtig ist, dass der Titelheld des Films „King Kong” ist, doch ich gebe dem von mir gespielten Charakter eine größere Tiefe. Wenn das Studio, der Regisseur oder das Team, die mich haben wollten, das nicht beabsichtigt hätten, hätten sie jemand anderen engagiert. Ich habe das Gefühl, dass die Verfilmung etwas mehr als üblich bereithält, denn einerseits muss das breite Publikum gewonnen werden, andererseits soll der Film für möglichst viele Menschen interessant sein. Meiner Ansicht nach ist es wichtig, dass der Film nicht einfach nur den Massenerfolg anstrebt.

Viele Schauspieler sind sehr abergläubisch. Sie auch?

Ich nehme das nicht zu wichtig. Es gibt ein, zwei Dinge, wenn möglich gehe ich nicht unter einer Leiter durch oder ich klopfe auf Holz, wenn etwas gut läuft, doch wahrscheinlich nur deshalb, weil meine Mutter es mich in meiner Kindheit gelehrt hat…

Da Sie gerade Ihre Mutter erwähnen (Sylvia Plachy – Red.), ihr haben Sie zu verdanken, dass Sie ein paar Worte Ungarisch sprechen.

Ja, einige Schimpfwörter… Sehen Sie, ich bin Amerikaner, doch das Erbe meiner Vorfahren gehört zu meiner Identität. Ich habe kaum eine Beziehung zu Polen, da mein Vater in der Bronx aufwuchs und ich mich in erster Linie als New Yorker fühle, weil ich dort meine Kindheit verbracht habe. Die ungarische Vergangenheit ist mir sehr wichtig, da sich meine Mutter als Ungarin sieht und ich mich mit ihr identifiziere.

Wir konnten Ihre Spuren in Ungarn nicht entdecken.

Ich war sehr oft in Ungarn! Ich bin gern in Ungarn, in Budapest. Fast hätte ich dort in einem Film mitgespielt, doch schließlich wurde nichts daraus. Es wäre gut, zurückzukehren, ich würde gerne dort arbeiten.

Sie sprechen über den Robert-Cappa-Film, den András Hámori, der Produzent von „Fateless”, plant?

Ja. Daraus könnte ein sehr interessanter Film werden. Das Buch ist Spitze. Mich hat auch die Geschichte von Robert Cappa beeindruckt und ich hoffe, dass der Film so bald wie möglich in trockenen Tüchern ist und zwar in Budapest.

Und dann können Sie die wunderbaren ungarischen Mädchen, die den Oscar-Preisträgern ungarischer Herkunft nicht widerstehen können, aus der Nähe betrachten…

Der Oscar hat mein Liebesleben überhaupt nicht verändert. Ich bin noch immer mit derselben Frau zusammen. Es war nicht nötig, irgendetwas zu ändern, aber es ist ziemlich aufregend, wie sehr manche junge Frauen der Erfolg anzieht. Das bedeutet aber nicht, dass ich das ausnutzen muss. In bin in meiner jetzigen Beziehung glücklich und versuche, mein Leben nicht komplizierter zu machen und so normal zu bleiben wie möglich. Ich glaube nicht, dass ich jede Gelegenheit, die mir das Leben bietet, nutzen sollte.

Sie sind also in festen Händen, doch man kann ja nie wissen. Und Ihre Mutter ist das Modell bei der Partnersuche. Ich nehme an, das Sie ihre sämtlichen Eigenschaften in dieser Partnerin wiedergefunden haben.

Ohne in die Details meines Privatlebens zu gehen, glaube ich, dass meine Mutter, die mich mit phantastischem visuellem Sinn gesegnet hat, eine große Künstlerin ist, von ihr habe ich das Verlangen nach Wahrheit, nach Aufrichtigkeit, nach Mitgefühl und nach wahrer Freundschaft, was das Verhältnis zu ihr und zu meinen nächsten Freunden prägt. Allgemein ist es sehr leicht, sich von jemandem angezogen zu fühlen, der schön ist. Daraus wird aber nicht unbedingt eine gute Beziehung und das gibt dem Menschen nicht das Gefühl der Zufriedenheit und der Vollkommenheit. Also, ich habe Glück…

Sie sind demnach der Ritter in Person, den jedes Mädchen gern seiner Mutter vorstellen würde. Allerdings nicht unbedingt auf dem Motorrad.

Es gibt vieles, was ich früher gemacht habe und jetzt nicht mehr tun kann, denn vor der Tür steht sicher jemand und wartet mit dem Fotoapparat nur darauf, mir ins Cafe zu folgen und zu beobachten, ob ich Zucker oder Süßstoff in den Capuccino tue. Seit meiner Kindheit in Queens ist diese Art von Geschwindigkeitsrennen Teil meines Lebens. In dieser Gegend standen alle Jungen auf starke Maschinen, motzten sie auf und fuhren Rennen auf verlassenen Straßen. Ich bin ein guter Fahrer und habe nicht das Gefühl, tollkühn zu sein, und so setzt man sich manchmal einer Gefahr aus. Ich mag auch jetzt Motorräder, doch ich versuche, vernünftig zu fahren.

Sie suchen also noch immer die Gefahr?

Das hat sich geändert. Wenn man jung ist, hält man sich für unbesiegbar und ermisst nicht, was in Gefahrensituationen geschehen kann. Das ist gerade das Schöne an der Jugend. Weil wir nicht unbedingt die Fehler begehen oder uns solche Katastrophen treffen, aus denen wir Erfahrungen sammeln würden. Ich denke, der Mensch ist von Natur aus wild. Die Gesellschaft macht ein zahmes Haustier aus ihm.

Das ist der Grund, warum er sich nicht gegen die Seide von Zegna auflehnt. Zumindest einer der Gründe. Die anderen herauszufinden überlassen wir dem Geschäftssinn des Lesers, er soll nicht glauben, dass die Motorräder umsonst zu haben sind, nur weil man Adrien Brody heißt.

Anikó Návai
(Quelle. Herend Herald)