Woher kommen nun die Magyaren?
Wie haben sie gelebt?

Bevor ich Ihnen dieses Thema etwas detaillierter schildere (und nicht unbedingt von der akademischen Seite) , muss ich auf einige sehr wichtige Punkte hinweisen….
Seit dem 16. Jh. wurde die ungarische Geschichte nicht von den Ungarn geschrieben. Türken, Habsburger, Sowjets…jeder Machtkreis hat seinem Imagebild entsprechende Theorien ins Schaufenster gestellt, und erst im letzten Jahrzehnt sind solche Bücher erschienen, die auf mittelalterliche Chroniken zurückgreifend, die ungarische Geschichte vom anderen Standpunkt aus betrachten….und so möchte ich Ihnen jetzt diese „altneue” Auffassung erläutern.

Mit welchen Völkern sind letztendlich die Ungarn, die sich selber als Magyaren (Madjaren) nennen am meisten verwandt?

  • Skythen, Hunnen, Awaren, Magyaren

Diese Völker haben mehr als verblüffende Ähnlichkeiten miteinander.(Musik, Kampfmethoden, Beisetzungsmethoden, Blutvertrag, Sitten….usw.)
Die mittelalterlichen Chroniken bezeichneten die Ungarn als „skythische Magyaren” oder „hunnische Magyaren”. Nun schauen wir mal, wer diese Skythen waren?

Skythen: Sie waren in der Antike ein legendäres Volk. Den Namen dieses Volkes hat uns der griechische Historiker Herodot ( etw. 485-424 v. Chr.) überliefert. Demnach beherrschten die Skythen im 5. Jh. die Steppen nördlich des Schwarzen Meeres in der Ukraine sowie in Südrussland. Wenn Archäologen von Skythen spreche, meinen sie denn auch etwas wage Nomaden der frühen Eisenzeit (9-8 Jh.-3 Jh.v.Chr. ) die eine Kultur der Reiterkrieger ausgebildet hatten, um grosse Viehherden und Weidegebiete zu verteidigen. Zu diesem Zweck hatten sie auch den so genannten Reflexbogen erfunden, der zielgenaues Schießen vom galoppierenden Pferd aus gestattete. Dreiflügelige Spitzen aus Eisen und Bronze verliehen ihren Pfeilen besondere Durchschlagkraft.

Häufige Motive waren Hirsche, Pferde, Eber, Panther (!), Greifvögel und geflügelte Pferde.
Bis zum heutigen Tag sind im Karpatenbecken romanische Kirchen erhalten geblieben, wo man erstaunlicherweise schwarze Panther Darstellungen finden kann, davon gar nicht die Rede, dass die ungarische Ursage über die Magyaren, auch auf eine Wunderhirsch Geschichte basiert.
Fast in jedem Volksmärchen kommt der „táltos paripa” (táltos ist ähnlich zu einem Schamanen, stimmen aber die Begriffe doch nicht überein)
Ursprünglich war das „taltospferd” ein gebeugtes Pferd, über das sich alle lustig gemacht haben. Die Taltos Person sah aber die verborgenen Werte und die Kraft des Pferdes. Laut Volkserzählungen musste das Pferd brennende Glut essen, die Glut füllte es mit Kraft, und so verwandelte es sich in ein goldhaariges táltos Ross.Nur der Taltos, der Auserwählte konnte wie der Gedanke mit ihm fliegen.

Skythenhirsch von Tapioszentmarton, 1923
heute im Nationalmuseum Budapest

Die zentralasiatischen Hunnen übertraten die Wolga im Jahre 375, so dass die noch dort lebenden Ungarn in ihr Reich integrierten.
Später besiedelten dann die Hunnen auch das Karpatenbecken und der große Hunnenkönig Attila verlegte seinen Herrschersitz an die Theiß.
Den Vermutungen nach gab es auch eine Siedlung beim Pilis Gebirge, in der Nähe von Budapest. Ob es die legendäre Sicambrium war, oder nicht…weiß niemand.
Sicambrium – Attilas legendäre Siedlung hat man bis zum heutigen Tag nicht auffinden können.

https://de.wikipedia.org/wiki/Attila

Nach seinem plötzlichen Tod (453) beherrschten die aufständischen Germanen ein Jahrhundert lang das Karpatenbecken.

Die Germanen wurden 568 von den kämpferischen Awaren abgelöst, die die slawischen Stämme hier ansiedelten. Ihre zweieinhalb Jahrhunderte dauernde Herrschaft begann dann gerade durch die Aufstände der Slawen zu bröckeln.
Zu dieser Zeit befanden sich die ungarischen Stämme in der Stammesgemeinschaft der Onoguren noch unter der Herrschaft des Chasarischen Reiches im Dongebiet. Als sie die chasarische Herrschaft abgeschüttelt hatten, zogen sie um 800 in das Gebiet Levedien, und später auf Bedrängen der Petschenegen zum Dnjepr und in das Gebiet Etelköz (Zwischenstromland) an der unteren Donau.

Eine der schönsten Beispiele ihrer hoch entwickelten Kunst, ist der legendäre Awarenschatz, welcher in Nagyszentmiklos ans Tageslicht kam, und heute in Wiener Kunsthistorischen Museum besichtigt werden kann.

Stammesfürst Árpád (845/855 – um 907)

Er war der Anführer der Stammesvereinigung der landnehmenden Ungarn.
Die Stammesführer der anderen sechs Stämme im Gebiet Etelköz – Előd, Ond, Kond, Tas, Huba und Töhötöm – hatten Árpád 889 mit einem Blutsvertrag zu ihrem Stammesfürsten gewählt. So haben sie von den Ahnen gelernt. Das war auch bei den Hunnen so üblich.
Wegen der Angriffe der Petschenegen waren sie gezwungen, das Etelköz zu verlassen, und unter Führung Árpáds im Jahre 895 mit ihrer Hauptgruppe über die Pässe der Ostkarpaten (bei Werezke) zu gehen und den Einzug der im Etelköz verbliebenen Ungarn vorzubereiten.
Árpád wurde zum Gründer der bis 1301 bestehenden Dynastie der Árpáden, die im Laufe der Geschichte zahlreiche ungarische Könige hervorbrachte.

Die Reiter trugen ihre Bögen über der Schulter. Der Sattel war hochgestellt, vorne und hinten stark nach oben gebogen. Dies und der awarische Steigbügel erlaubten es den Reitern, im Kampf die Zügel loszulassen und beide Arme zu gebrauchen, Gewitter von Pfeilen auf den Feind niederprasseln zu lassen.
Sie hatten zu 2 Zöpfen geflochtenes, langes Haar. Sie wohnten in sogenannten rundförmigen Jurta Zelten. Oben in der Mitte durch das „Opeion” konnte der Rauch den Raum verlassen.

Es sind Legenden im Umlauf darüber, dass sie das Fleisch unter dem Sattel aufgeweicht haben sollen…das ist eher aber ein absoluter Unsinn.
Als Reitervolk waren sie viel unterwegs, und mit diesen Fleischstücken haben sie ihre Pferde vor Wunden geschont.

Apropo Fleisch! Da war noch ein interessanter Brauch, welcher nachweist, dass die Fertigsuppe doch nicht so modern ist …Das lange unterwegs sein hat auch mal einige Essgewohnheiten geändert, und so haben sie das gesalzene Fleisch unter der Sonne getrocknet, gemahlen und in Leinsäckchen gefüllt. Bei Gelegenheit haben sie den Gehalt des Säckchens ins kochende Wasser geschüttet und fertig war’s!

Sie drangen vom Osten nach Westen vor. Die Pfeile der Ungarn und ihre Kampfmethoden waren europaweit gefürchtet. „Von den Pfeilen des Magyaren erette uns oh Gott!”- Der Schrecken, den sie im christlichen Europa verbreiteten, hat dieses Gebet hervorgerufen.
Doch über den Grund dieser Raubzüge lässt sich immer noch diskutieren…
Karl der Große hat den Schatz der Awaren genommen und in Westeuropa unter verschiedenen Klöstern und Abteien verteilt. Wenn man die Schauplätze der überfallenen Kloster betrachtet, kann man sogar gewisse Zusammenhänge entdecken…

Ursprungslegende der Ungarn

Der Urvater laut Legenden hieß Nimrod. (Er hatte zwei Söhne. Die zwei Prinzen, namens Hunor und Magor haben auf der Jagd einen wunderschönen Hirsch gesehen. Auf seiner Spur sprangen sie auf feurigen Rossen. Der Wunderhirsch lockte sie fort ins Sumpfgelände. Da war er plötzlich verschwunden.
Die enttäuschten Jünglinge haben fröhliches Lachen und Gesang gehört. Sie gingen den Stimmen nach. Da sahen sie zwei Frauen. Hunor nahm die eine, Magor die andere. Die Nachfahren Hunors waren die Hunnen, die von Magors die Magyaren.

Csaba, der Sohn von Attila dem Hunnenkönig
Es herrscht eine absolute Unsicherheit in diesem Thema und eine Theorie folgt der anderen..
Die Siebenbürgler Szekler nennen ihn in ihren Legenden Prinz Csaba. Attila hatte angeblich 2 Söhne (Aladar und Csaba).
Er kümmerte sich um den Wohlstand seines Volkes. Erzählungen nach kehrte er nach Skythien zurück, und ist nie wieder gesehen worden.
Einer uralten Legende nach am Ende der Zeiten kehrt er von der Milchstraße zurück, und bringt den seelischen Frieden und Wohlstand zurück.

Stammesfürst Álmos

Urvater der Arpaden, wurde unter wundersamen Zeichen geboren (sein Sohn war Árpád )
Seiner Mutter (Emese) erschien im Traum eine göttliche Vision in der Gestalt eines Turulvogels (Falke), der sich auf ihr niederließ und sie schwängerte (!)
Von diesem Kind stammen die späteren ungarische Könige.
Während jedoch die Gründer Roms, Romulus und Remus, von einer Wölfin nur gesäugt werden, schwängert unser Turulvogel selbst die Urmutter.

Der Turulvogel

Am ehesten ein Jagdfalke (Würgfalke, Schlachtfalke) – war das Totemtier des Fürstengeschlechts der Arpaden und eine sehr häufige Darstellung in Ungarn.
Raubvögel sind in der Mongolei wie in der Regel auch bei den asiatischen Steppenvölkern bis zum heutigen Tag unantastbare Tiere.
Sogar unser Wort „Weihnachten” auf ungarisch „Karácsony” hängt Überlieferungen nach mit diesem Vogelnamen zusammen. Schlachtfalke heißt auf ungarisch „kerecsen sólyom”, die Ähnlichkeit ist nicht zu übersehen. Nach einem uralten ungarischen Brauch am 21. Dezember, bei der Sonnenwende hat man die jungen Falken zum ersten Mal fliegen lassen, Richtung Sonne, damit sie das Licht zurückbringen.

Es besteht ein Zussamenhang zwischen der Kampfmethode der Falken und von den Hunnen-Magyaren. Wenn der Falke auf Jagd ist, fliegt er über das Zielobjekt und greift mit einem Überraschungseffekt an. Da er auf der Stelle gleichzeitig verschwindet, denkt das Opfer, dass die Gefahr vorbei ist. In diesem Moment taucht er wieder im Rücken auf und greift an. So kann man genau auch die ungarische Kampfesmethode beschreiben.

Die ungarische Kultur zur Zeit der Landnahme war eine der reichsten und vielfältigsten Kulturen Europas.
Die uralte Melodienwelt der Pentatonik, die Farb- und Formästhetik, die Hygiene- und Bekleidungskultur (die Ungarn brachten die Verwendung von Unterwäsche nach Europa), die spezielle Runenschrift, nennt sich ROVÁS Schrift, die fortschrittlichen Kampfmethoden, die Bau- und Transporttechniken, ihre spezielle nationale Küche, usw. bildeten zwar einen krassen Unterschied zur damaligen europäischen Kultur, standen jedoch dem – laut früheren Chroniken verwandten – Lebensstil der Hunnen sehr nahe.

Rovás Schrift Beschreibung auf Wikipedia

https://hu.wikipedia.org/wiki/Sz%C3%A9kely%E2%80%93magyar_rov%C3%A1s%C3%ADr%C3%A1s

Das Karpatenbecken ist seit vielenJahrtausenden bevölkert.
Einer der ältesten Funde menschlichen Lebens (350 bis 400 Tausend Jahre) wurde gerade in Ungarn – in Vértesszőlős – entdeckt. Sein Name ist Samu (auf latein: Homo erectus seu sapiens paleohungaricus

Vor gut 6000 Jahren wurde das Karpatenbecken zu einem „Schmelztiegel” der Völker, immer neue Völkergruppen ließen sich hier nieder und zogen dann weiter. Warum die vielen Funde? Unter dem Karpatenbecken sind tausende von Thermalquellen. In der Eiszeit gab es hier kein Eis, ein idealer Lebensraum für Urmenschen…

https://de.wikipedia.org/wiki/Pannonische_Tiefebene