1867 – damit begann das Zeitalter vom Dualismus, ein seltsam ausgewogenes Gebilde:
die k. u. k. Monarchie

An ihrer Herausbildung hatte auf ungarischer Seite der joviale Ferenc Deák (erwähnt auch im Sisi Kapitel), ein Angehöriger des mittleren Adels, den Löwenanteil. Sein Beiname: Weiser des Vaterlandes

Er handelte eine doppelte Staatskonstruktion aus. Die ökonomischen Möglichkeiten schienen jahrzehntelang nahezu unbegrenzt. So begann eine glückliche Friedenszeit. Sie umspannte etwa anderthalb Generationen – wog aber ein ganzes Jahrhundert auf.

Die Städte, die nach der Vertreibung der Türken barockes Gepräge erhalten hatten, veräderten ihr Gesicht rasch nach den Moden des Klassizismus, des Jugendstils und des Eklektizismus.
Eine große Zahl noch heute stehender robuster geräumiger Bauten – Bahnhöfe, Postämter, Kasernen, Schulen, Amtsgebäude, Banken und Museen – tragen die unverkennbaren Merkmale dieser Epoche.
Eine Anschuldigung lautet, die Monarchie habe Ungarn zum Agrarexport verdammt, während die industrielle Entwicklung das Privileg Österreichs, Böhmens und Mährens geblieben sei. Es stimmt aber nur halbwegs.

Allerdings sind die natürlichen Gegebenheiten in der Tat hier im Karpatenbecken am besten…und wenn wir den Weg des Getreides verfolgen, stoßen wir auf ein aufschlussreiches Beispiel. Zur Ausfuhr gelangte jahrhundertelang ungarisches Rohgetreide, während das Mehl vornehmlich für den Eigenbedarf in den auf der Doanu schwimmenden Wassermühlen sowie in den vielen von Wasser, Wind und Tier betriebenen Mühlen gemahlen wurde. Ende des Jh.-s ermöglichten die Dampfmühlen aber schon einen betrachtlichen Mehlexport. Der Maschinenbauzweig, der die Mühlenindustrie versorgte, entwickelte sich dank neuer Erfindungen -Walzstuhl, Flachsieb -zu einer wichtigen Exportbranche, die wiederum den Stahlgießerien Auftrieb gab.
Budapest baute -nach Londoner Muster – die erste Untergrundbahn auf dem Kontinent.

Die ungarische Elektroindustrie entwickelte sich zur Spitzenbranche und wurde zum Hauptlieferanten Südosteuropas. Es wurden Erfindungen gemacht wie der Transformator, sie gelangten auch rasch zur Anwendung. Während überall in der Welt Stromkraftwerke betrieben wurden, die nur ihren eigenen engen Bereich versorgten, gelang es zuerst in Ungarn, diese durch Fernleitungen zu verbinden. Dadurch konnten die Ungarn unterschiedliche Spitzenbelastungen sowie havariebedingte Ausfälle überbrücken.

Die Zwiespaltigkeiten dieser Epoche Ungarns sind in zahlreichen Werken behandelt worden – schließlich erhielt ja derjenige Kaiser und König die Krone, der in jungen Jahren für das Blutbad die Verantwortung getragen hatte, der aber nun, obwohl er ein Habsburger war, das Versprechen einer Art nationalen Aufstiegs bot.

1896
Tausendjahrfeier der Landnahme

Die Äußerlichkeiten waren glanzvoll, es funkelten und glitzerten nur so die ungarischen Galauniformen, Pantherfelle, Tschakos, Helmbüsche, gespornten Stiefel, Ehrensäbel, an schweren Ketten baumelnden Orden. Im Grunde genommen zahlreiche öffentliche Gebäuden, Mietshäuser und Plätze wurden zu diesen Anlass fertiggebaut. 1896 ist eine richtige Joker Zahl in Budapest….

Stephanie und Karlsbad

Das in den Jahren 1841 bis 1846 im Windsor-Stil neu erbaute Schloss war nach den Grafen Henckel-Donnersmarck und den Baronen Rothschild zuletzt im Besitz des Barons Elemér Lonyay, der 1900 die Witwe von Kronprinz Rudolf, Stephanie von Belgien, heiratete. Eine „nicht standesgemäße” Hochzeit, die Stephanie aller ihrer erzherzoglichen Privilegien und Einkünfte enthob. Lonyay wurde später von Karl I. in den Fürstenstand versetzt, er starb 1946 und vermachte das Anwesen den ungarischen Benediktinern von Pannonhalma, in deren Abtei das Paar 1945 vor der Roten Armee geflüchtet war und wo im August 45 Stephanie starb.

Allerdings konnte der Orden das Schloss nicht in Besitz nehmen, weil das früher ungarische Rusovce (Oroszvár) 1947 der Tschechoslowakei zugeschlagen wurde. Nur mehr den zum Gut gehörenden Zeiselhof im Gebiet von Deutsch Jahrndorf (ungarisch Nemetjarfalu, slowakisch Nemecke Jarovce), der östlichsten Gemeinde des Burgenlands und auch Österreichs, konnten die Benediktiner übernehmen. In das verstaatlichte Schloss in Rusovce zog ein professionelles slowakisches Volkskunstensemble ein.

Seit der Unabhängigkeit der Slowakei im Jahr 1993 versuchen die ungarischen Benediktiner mit Nachdruck, ihre Rechte geltend zu machen, schreibt der katholische „Nachrichtendienst” Kathpress. Demnach hofften sie zunächst, der gemeinsame Beitritt von Ungarn und der Slowakei zur Europäischen Union im Jahr 2004 könnte die beiden Länder „zu einer europäischen, das heißt für beide Seiten zufriedenstellenden eleganten Lösung” bewegen, so damals der Erzabt von Pannonhalma, Bischof Asztrik Varszegi. Bis jetzt ohne Erfolg.