Vertrag von Trianon

Kurzfassung:

Der Friedensvertrag von Trianon regelte nach dem Ersten Weltkrieg die Bedingungen für Ungarn. Er ist einer der Pariser Vorortverträge, die den Krieg formal beendeten.

Ungarn wurde Ende 1919 nach Paris zu den Friedensverhandlungen eingeladen. Die ungarische Friedensdelegation fand in Paris ungünstige Voraussetzungen vor, da der Vertrag von St. Germain bereits maßgebliche Entscheidungen im Grenzkonflikt getroffen hatte. Ungarn forderte erfolglos eine Revision und eine Volksabstimmung über die abzutretenden Gebiete, hatten damit aber nur nachträglich im Falle von Ödenburg (ungarisch: Sopron) Erfolg, das 1921 nach Volksabstimmung ungarisch wurde.

Schließlich unterzeichnete Ungarn am 4. Juni 1920 den Friedensvertrag im Versailler Palais Grand Trianon.

Bestimmungen des Vertrages von Trianon

Karte der territorialen Aufteilung Österreich-Ungarns nach den Pariser Vorortverträgen

• Kriegsschuldartikel
• Artikel über die Wiedergutmachung
• Artikel zu Rüstungsbeschränkungen
• Gebietsabtretungen, die fast ¾ des Reichsgebietes betrafen:
o die heutige Slowakei und die Karpato-Ukraine an die Tschechoslowakei,
o das heutige Burgenland an Österreich,
o Kroatien, Slawonien und Teile des Banats an das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen und
o Siebenbürgen mit dem Rest des Banats an Rumänien.

Der Friedensvertrag wurde am 4. Juni 1920 in dem Versailles-er Trianon-Palast unterzeichnet. Das Gebiet Ungarns (wenn man von Kroatien absieht) ist von 282000 km2 auf 93000 km2 geschrumpft, es wurden also 2/3 von seinem Gebiet abgeschnitten. Innerhalb der neuen Grenzen blieben von den 18 Millionen Einwohnern nur 7,6 Millionen. (Obwohl das mindestens ebenso „schuldige” Deutschland hat „nur” 13% von seinem Gebiet und 10% von seiner Einwohnerschaft verloren, Bulgarien je 8%, und die Türkei hat nur jene Gebiete verloren, deren Einwohnerschaft nicht türkisch war.) So sind 1,6 Millionen sich als Ungaren bekennende Menschen in Rumänien, etwa 1 Million in der Tschechoslowakei und ca. eine halbe Million in Jugoslawien geblieben. (Wo Ungarn doch während des Krieges millitärisch stärker war und die Chance hatte, wollte nur einen minimalen Teil der Gebiete der eroberten Staaten behalten.)

Diese Tatsachen zeigen auch, es war nur unter dem Vorwand die Wirtschaft Ungarns zu ruinieren und dem Verlangen der Expansion Rumäniens, der Tschechoslowakei und Jugoslawiens zu genügen. Wollte die Entente Nationalstaaten entstehen lassen? In diesen Staaten gab es ja nun mehrere Nationalitäten.
Es wäre ein Irrtum zu glauben, dass bei den Verhandlungen, so wie es sonst bei zivilisierten Umständen üblich sein sollte, die Ungarn angehört wurden. Die von Albert Graf von Apponyi, István Graf von Bethlen und Pál Graf von Teleki geleitete Delegation hätte erreichen wollen, dass über die Schicksale der zur Diskussion stehenden Gebiete durch Volksentscheidung entschieden wird, siehe den Vorschlag des USA-Präsidente, Wilson über das nationale Selbstbestimmungsrecht. Während der wesentlichen Verhandlungen des Friedenskongresses wurde Ungarn schliesslich nicht einmal erhört. „Ungeheuer schwere Tage haben wir erlebt, von jedem Kontakt, von jeder Möglichkeit der Anführung unserer Argumente, von allem, sogar von Privatgesprächen, wo wir unsere Wahrheiten zur Geltung hätten bringen können, waren wir sorgfältig und mit dem undurchbrechlichen Kordon abgesperrt.” – deklarierte Albert Graf von Apponyi. So haben die Teilnehmer über den Inhalt des Vertrages entschieden, insbesondere die „vier Grossen”: Georges Clemenceau, französischer, David Lloyd George, britischer, Vittorio Orlando, italianischer und Thomas Wilson amerikanischer Präsident, sowie ihre mit der freizügigen Gebietverschenkung gewonnenen Satellitstaaten: die Delegierten Rumäniens, Tchechoslowakei, des Serb-Kroatien Slowen Königreiches (das spätere Jugoslawien) und umso weniger interessierten Polens und Griechenlandes. Das deferminierende Dokument, das die Geschichte des 20. Jahrhunderts der ungarischen Nation bestimmte, hat der Volkswohlfahrtminister Ágost Bénárd und der Gesandte Lázár Alfréd von der ungarischen Seite unterzeichnet, während die spätere Möglichkeit einer friedlichen Revision vor ihren Augen schwebte.

Die Zeitung: das „Pester Tagebuch” hat die Nachricht über die Verstümmelung unserer Heimat übermittelt:
„Die Glocken läuteten in den Budapester Kirchen heute Vormittag, die Fabrikanlagen liessen ihre Sirenen heulen und der traurige Herbstwind übertrug wie einen Klageschrei die schmerzvolle Trauer über den Zusammenbruch der Nation: die ungarischen Bevollmächtigen haben heute um 16 Uhr 30 Minuten in Trianon das Friedensdokument unterzeichnet. Also, heute wurden von uns die glänzenden ungarischen Städten getrennt: das kostbare Kolozsvár (Klausenburg), das Kassa von Rákóczi, die Krönungsstadt Pozsony (Pressburg), das strebsame Temesvár (Temesburg), die Stadt der Blutzeugen des 1848/49-er Freiheitskrieges: Arad und alle anderen, unsere liebevoll erzeugenen Kinder, die wertvollen, schönen ungarischen Zentren. Heute wurden viele Millionen treue und anständige Menschen aus unserem Blut heimatlos und die Fesseln wurden auf beide fleissigen Hände gelegt. Und die Herren der Welt glauben, dass sie ihr Werk beendet haben, nachdem sie uns geplündert, ausgeraubt, ausgeblutet und zerstümmelt hatten, müssen sie uns noch mit einem Blatt Papier als Grabtuch bedecken.

Unser Schicksal hat sich jedoch noch nicht erfüllt. Wir sind unter den Schlägen zusammengebrochen und unsere Seele hat vor Schmerzen aufgeschluchzt. Aber das Leid reinigt uns die Seele auch so, wie der gottsurteilige Sturm die Luft und die Schläge machen uns noch härter. Der grosse Entschluss formuliert sich in uns in der furchtbaren Stunde der Entsagung, dass wir leben werden und wir erreichen mit anständigem Fleiss, hartnäckiger Ausdauer, heiligem Willen und heiliger Arbeit all das zurück, dem wir heute beraubt wurden.”Die Zeitung: das „Pester Tagebuch” hat die Nachricht über die Verstümmelung unserer Heimat übermittelt:
„Die Glocken läuteten in den Budapester Kirchen heute Vormittag, die Fabrikanlagen liessen ihre Sirenen heulen und der traurige Herbstwind übertrug wie einen Klageschrei die schmerzvolle Trauer über den Zusammenbruch der Nation: die ungarischen Bevollmächtigen haben heute um 16 Uhr 30 Minuten in Trianon das Friedensdokument unterzeichnet. Also, heute wurden von uns die glänzenden ungarischen Städten getrennt: das kostbare Kolozsvár (Klausenburg), das Kassa von Rákóczi, die Krönungsstadt Pozsony (Pressburg), das strebsame Temesvár (Temesburg), die Stadt der Blutzeugen des 1848/49-er Freiheitskrieges: Arad und alle anderen, unsere liebevoll erzeugenen Kinder, die wertvollen, schönen ungarischen Zentren. Heute wurden viele Millionen treue und anständige Menschen aus unserem Blut heimatlos und die Fesseln wurden auf beide fleissigen Hände gelegt. Und die Herren der Welt glauben, dass sie ihr Werk beendet haben, nachdem sie uns geplündert, ausgeraubt, ausgeblutet und zerstümmelt hatten, müssen sie uns noch mit einem Blatt Papier als Grabtuch bedecken.

Unser Schicksal hat sich jedoch noch nicht erfüllt. Wir sind unter den Schlägen zusammengebrochen und unsere Seele hat vor Schmerzen aufgeschluchzt. Aber das Leid reinigt uns die Seele auch so, wie der gottsurteilige Sturm die Luft und die Schläge machen uns noch härter. Der grosse Entschluss formuliert sich in uns in der furchtbaren Stunde der Entsagung, dass wir leben werden und wir erreichen mit anständigem Fleiss, hartnäckiger Ausdauer, heiligem Willen und heiliger Arbeit all das zurück, dem wir heute beraubt wurden.”

Der Vertrag beruht sich eigentlich auf Lügen. Eine der Lügen war die Behauptung von Alexandre Millerands, dem Präsidenten des Botschaftrates vom 6. Mai 1920: „Wenn die Untersuchung vor Ort es notwendig machen sollte, dass die im Vertrag angegebenen Grenzen geändert werden müssen, und wenn die Grenzbestimmungskommissionen der Meinung sind, dass die Festlegungen des Vertrages in irgendeinem Punkt Ungerechtigkeiten enthält, kann Ungarn diesbezüglich bei der Vereinigung der Nationen Einspruch erheben. Die Verbandet- und davon gesellten Mächte waren damit einverstanden, dass die Vereinigung der Nationen den daran interessierten Parteien in dem Sinne zur Verfügung steht, dass Korrigierungen über eine friedliche Regelung erreicht werden können.” Der Vertrag enthält auch diesen Zusatz, jedoch wurden die grenzebestimmenden Kommissionen darüber nie informiert, sondern der Rat der Botschafter hat noch an diesem Tag die Verbindung der Nationen darauf verwiesen, die Trianon-Grenze nicht zu verändern. Diese Anweisung wurde erst im Jahre 1922 publiziert.

Nicht nur das Versprechen der später ehrbaren Überprüfung war Lüge: die tschechischen, rumänischen und serbischen Herrschaften haben über das jahrelange ungarnfeindliche Propaganda hinaus auch unheimlich viele falsche Statistiken „fabriziert”, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun hatten. Deshalb löste jeder Volksentscheid-Vorschlag so heftigen Protest aus: zum Beispiel um das Gebiet von Bánság haben sich die Rumänien und Serben lange gestritten. Als sich schliesslich die Möglichkeit bot, dass die Bewohnerschaft über das eigene Schicksal entscheidet, teilten die zwei Länder blitzschnell den Raub: Sie wussten wohl, dass sie keine Chance hätten, wenn die tatsächlichen statistischen Angaben ans Tageslicht kämen, das 75% von Ungarn- und Deutschbesiedelte Gebiet zu erwerben.

Lloyd George hat viel später, 1928 deklariert: „All die Dokumente, die uns während der Verhandlungen von unseren gewissen Alliierten unterbreitet wurden, waren irreführende Lügen. Wir haben auf Grund von Fälschungen entschieden.”

Der Friedensvertrag hat die jahrhundertelang fehlende Unabhängigkeit des Landes gesetzlich wiederhergestellt. Eigentlich wurde Ungarn von Westen durch wirtschaftliche- und politische Ruinierung riesiges Hängen geflohen. Man hat aber sehr „aufgepasst”, dass sich Ungarn ja nicht zufällig gegen einen eventuellen äusseren Angriff verteidigen kann: der Stand der Armee wurde auf 35 Tausend Kopf eingeschränkt (gegen die 280 Tausend Mann starke rumänische, 185 Tausend Mann starke jugoslawische und 162 Tausend Mann starke tschechoslowakische Armee), der bewaffdete Teil der Donauflotte musste ausgeliefert werden, wir durften die Luftwaffe nicht ausbauen. Eine der verheerendsten Folgen des Trianon-diktats war, dass es die Einheit der organischen Wirtschaft Österreich-Ungarns zerstört hat. Es war einer der Hauptgründe der Abreissung der Wirtschaft des Raumes. (Es stand ja um Interesse der Grossmächte, in dieser Sache waren sie sich einig.)

Die bedeutendesten materiellen Verluste unseres Heimatlandes: zusammen mit den verlorenen Gebieten war 2/3 vom Ackerland; 4/5 der Eisen- und Kohlegruben und jede Salz-, Kupfer- und Messingmine, 2/3 der Vieh, jede Haupteisenbahn (hie und da wurde es aus dem Ziel das Verkehrnetz unzulänglich zu machen die Grenzen wurden noch knapper gezogen); sowie alle gut erhaltenen Eisenbahnwaggon.

Die Sieger haben zwar die Nachfolgerländer dazu verpflichtet, sich um die Rechte ihrer Minderheiten zu kümmern und die Kultur und die Muttersprache der Minderheiten zu schützen und zu pflegen, trotzdem – wie es voraussichtlich war – wurde genau das Gegenteil dieser Verpflichtung verwirklicht. Die Felder wurden den Ungaren weggenommen, es wurde den Ungaren vorsätzlich die Amtbekleidung, die muttersprachige Sachbearbeitung- und Unterricht, ins Parlament Fliehung mit der Ausspielung des Vertrages unmöglich gemacht. In den meisten Orten lebt die ungarische Minderheit (her und hin ungarische Mehrheit) auch heute in unterworfenen Verhältnissen und wird Demütigungen ausgesetzt: Ungaren können nicht auf den Strassen zwischen den zerstörten Nationalen Gedenkstätten und Denkmälern so bis zum Ende spazieren, ohne dass ihnen nachgerufen wird: „Verfaulter Ungar!”; in den Geschäften wird es ins Gesicht gesagt: „Wir bedienen Ungaren nicht!”; ihre Kinder können sie nicht in ungarische Schulen gehen lassen, weil es keine gibt; sie dürfen manchmal nicht einmal in ihrer Muttersprache das Wort ergreifen; sie freuen sich, wenn ihre Hymne nicht wieder verboten wird; die ungarischen Feste können sie nur mit Angst feiern, ind der Hoffnung, dass der Lokalbürgermeister gerade nachgiebige Laune hat; …usw
In dem Vertrag musste Ungarn dafür die Verpflichtung übernehmen, der Staatsunabhängigkeit nicht zu entsagen. Na, nicht als hätte man unser Land gegen die Bestrebungen der umliegenden Grossmächte schützen wollen. Der Anlass war eher, dass die Verstümmelung den Wert wiedergewonnenen Unabhängigkeit so degradiert hat, dass der bedeutende Teil der ungarischen öffentlichen Meinung es gewollt hätte, wenn ein neues Verbündnis, ähnlich der Monarchie, entstanden wäre, die so jedoch unmöglich wurde.

Die ungarische Friedensdelegation ist am 20. Januar 1921 in Budapest angekommen. Albert Graf von Apponyi (, der vor der Unterzeichnung des Vertrages eine französisch-, englisch- und italienischsprachige Rede von 2 Stunden darüber gehalten hat, dass die Geschichtliche Einheit Ungarns nur gegen die Wahrheit und die Gerechtigkeit zerstört werden darf) sagte den Journalisten unter anderem das Folgende:
„Ich sage es jetzt auch aus, dass all die neuen Staatsformationen, die aus den Ruinen Ungarns gebaut werden sollen, lebensunfähig sind, weil sie weder auf einen Ideal noch leistende Staatsideal ruhen. Ob es ratsam ist, so lebensunfähige Formationen zu experimentieren, die einen riesigen Rückfall in der Kultur bedeuten; ich zweifele daran. Vielleicht hat es von dieser Erwägung ausgehend ohne Auswirkung auf unsere Feinde. Dazu habe ich indessen keinen positiven Anhaltspunkt. Wenn wir mit unseren Feinden unter ähnlichen Verhandlungsbedienungen direkt verhandeln könnten, wäre es leichter. Wenn ich einmal eine Gelegenheit von einundhalb Stunden habe, um meinen Standpunkt zu sagen, aber es kommt gleich nur der feindliche Standpunkt zur Geltung, dann wäre es Verwegenheit zu glauben, dass die Wirkung meiner Darlegung gegen die feindliche Arbeit erhalten, die wieder beginnt und gegen die ich vollständig schutzlos und wehrlos bin.”

Der französische General, Gondrecourt hat in einem geheimen Brief geschrieben: „Auf dem Friedenskongress haben wir uns in die falsche Richtung verirrt. Wir mussten blind gewesen sein, da wir über dieses Land gar keine Informationen hatten und glaubten, eine solche Verstümmelung Ungarn aufzwingen zu können, ohne es in die Verzweiflung zu stossen. Rumänien und Serbien haben es nicht verdient, dass wir ihre übermässigen Ambitionen befriedigen. Gewiss ist es für ein Land schwer zu leben, wenn ihm weder Kohle, noch Bergwerke, noch Wälder, noch Industrie gelassen wurden. Wir sind wirklich ein bisschen zu weit gegangen.”

Folgen

Durch den Friedensvertrag von Trianon wurden 3,3 Millionen Ungarn vom Mutterland getrennt; die Hälfte davon lebte in Grenzgebieten (vor allem in der südlichen Slowakei), die andere Hälfte im Innern der Nachbarstaaten, besonders in Nordsiebenbürgen (Rumänien) und in der Vojvodina (Nordserbien). Andererseits verblieben aber auch sehr viele Nicht-Magyaren auf dem Gebiet des übrig gebliebenen Ungarns, so zum Beispiel etwa 400.000 bis 500.000 Slowaken (1920 nach offiziellen ungarischen Angaben 399.170, nach tschechoslowakischen Angaben 450.000 bis 550.000, im Komitat Budapest alleine waren es nach ungarischen Angaben über 100.000)

Das ungarische Volk war nach dem Vertrag von Trianon entrüstet und schockiert. Das Gebiet „Großungarns“ gehörte schon seit dem 12. Jahrhundert zu Ungarn. Der Slogan der damaligen „Widerstandskämpfer“ lautete „Nein! Nein! Niemals!!“ (Nem! Nem! Soha!!). Die Flaggen im gesamten Ungarn wurden bis zum Wiener Schiedsspruch 1938 auf Halbmast gesenkt. Erst dann wurden sie wieder um ein Drittel erhoben. In den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts mussten die Schüler am Schultagbeginn ein Gebet sprechen, das die Revision, d. h. die Wiederherstellung „Großungarns“ forderte. (Ich glaube an einen Gott, ich glaube an ein Reich, ich glaube an die unendliche göttliche Wahrheit, ich glaube an die Wiedergeburt Ungarns!). (aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie)

Informationen über Siebenbürgen

• Ungarisch: Erdély (alter Name: Erdő-elve)
• Latein: Ultrasilvania, dann Transsylvania
• Deutsch:: Siebenbürgen (d.h. „Sieben Bürgen” )
• Rumänisch: Ardeal, seit dem 18. Jh. Transilvania
• Englisch: Transylvania

Siebenbürgen befindet sich geographisch in Ost-Mittel Europa, im nord-westlichen Teil des heutigen Rumäniens (obwohl das Gebiet, das im heutigen Rumänien als Siebenbürgen bekannt ist, größer ist als das historische Siebenbürgen, denn es beinhaltet darüberhinaus das Partium – „Teile” des damaligen ungarischen Königreiches – und das Banat. Ohne sie ist das Gebiet Sienbenbürgens 57.000 km2 groß.).

Gebiet: 103.093 km2 (2,5 mal größer als die Schweiz, oder etwa so groß wie Belgien, Niederlande und Dänemark zusammen, oder so groß der amerikanische Bundesstaat Kentucky.)

Die ersten Bewohner von Siebenbürgen waren im 6. bis 4. Jh. v. Chr. die Agathyrsen. Später folgten die Kelten (3.-2. Jh. v. Chr.), die Daken (2. Jh.v. Chr. – 106 n. Chr.). Ab 106 n. Chr. befanden sich bedeutende Teile Siebenbürgens, Dacia Provinz genannt, unter der Herrschaft des römischen Reiches. Wegen des Eindringens der Goten in das Land, räumen 271 n. Chr. Die Römer Dacia, das dann verschiedenen Wandervölkern (Goten, Wisigoten, Taifalen, Hunnen, Awaren, Slawen, Bulgaren) als Durchreise- oder Niederlassungsgebiet dient. Die Magyaren (oder Ungarn) treffen bei ihrer Landnahme 894 – nach frühmittelalterlichen Chronisten und nach jüngsten archeologischen Entdeckungen bei Bodrog-Alsóbu (Ungarn) – an der Panonischen Ebene auf ein ungarisch sprechendes Volk. Es sind die Szekler, die heute im östlichen Teil Siebenbürgens leben.

Siebenbürgen wird 1001 teil des Ungarischen Königreiches. Die ersten Quellen, die von der Niederlassung der Rumänen (damals Walachen genannt) berichten, stammen aus der ersten Hälfte des 13. Jh. Infolge des Schlachtes 1526 bei Mohács gegen die Türken zerfällt das Ungarische Königreich, Siebenbürgen wird unter türkischer Oberhoheit autonomes Fürtsentum bzw. semi-souveräner Staat. 1568 wurde in der siebenbürgischen Stadt Thorenburg (ung. Torda, rum. Turda) eine Landesversammlung (Dieta) abgehalten, die als erste auf der Welt Religionsfreiheit für die vier offiziellen Konfessionen (Katholiken, Lutheraner, Kalvinisten, Unitarier) verkündet. Die rumänisch-orthodoxe Kirche wird offiziell nicht anerkannt, da bis dahin der rumänische Adel sich in den ungarischen integrierte, viele Rumänen konvertierten auch zum Katholizismus. Die Rumänen hatten noch kein Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt und hatten damals noch keine Forderungen. Im Sinne des österreichisch-türkischen Friedens (von Karlowitz) 1699 geriet Siebenbürgen unter österreichischer Führung, behält aber den herausragenden Status in Form einer Autonomie . Siebenburgen wurde als eigenes Grossfürstentum (seit 1765) von einem Gubernium in Hermanstadt (ung. Szeben, rum. Sibiu) und in der Siebenbürgischen Hofkanzlei in Wien unter Wahrung seiner Autonomie verwaltet. Anhand einer österreichischen Volkszählung sind 1712-1713 die Bevölerung Siebenbürgens: 47% Ungarn, 34% Rumänen, 19% Deutsche (Sachsen).

Durch den österrechisch-ungarischen Ausgleich 1867 nach der 1848er Revolution, wird Siebenbürgen erneut einheitlicher Teil Ungarns. Die Bevölkerung gliedert sich 1910 in 34,2% Ungarn, 55,1% Rumänen, 8,75% Deutsche, 2% andere. Der Friedensvertrag von Trianon 1920, der den Ersten Weltkrieg abschließt, spricht Siebenbürgen Rumänien zu.

Die 2. Wiener Schiedsspruch 1940 erstattet Ungarn 43.492 km2 zurück. Das ist der nördliche und östliche Teil Siebenbürgens mit dem Szeklerland, das zu 90% von Ungarn bewohnt wird, aber auch mit etwa 1.060.000 Rumänen. Durch die Pariser Friedensverträge nach dem 2. Weltkrieg wird diese Gebiet zurück an Rumänien gegeben.

Nach der Volkszählung 1992, beträgt die Anzahl der Einwohner in Siebenbürgen 7.723.313. Davon sind: 5.684.142 (73,6%) Rumänen, 1.603.926 (20,8%) Ungarn, 202.665 (2,6%) Roma, 109.017 (1,4%) Deutsche, 123.563 (1,6%) andere (Ukrainer, Serben, Slowaken, Bulgaren, Kroaten, Tschechen, Juden, usw.).

Eine Unterscheidung nach religiösem Glauben ergibt: 5.360.102 (69,1%) Orthodoxe, 854.935 (11,0%) Römisch-Katholiken, 796.574 (10,3%) Kalvinisten, 206.833 (2,7%) Griechisch-Katholiken, 158.970 (2,0%) Pentekostalen, 94.630 (1,2%) Baptisten, 75.978 (1,0%) Unitarier , 175.291 (2,7%) andere (29.180 Adventisten, 534 Muslime, 12.372 Evangeliker , 36.264 Lutheraner, 1.058 AltKatholiken, 3.891 Altbyzantiner 20.184 Presbyterianer, 2.763 Juden, 45.323 ander Religiöse, 3.649 Atheisten, 15.365 ohne Glauben, 4.595 ohne Angaben).

Aus den oben aufgeführten Daten ergibt sich eindeutig, daß Siebenbürgen eine vielfältige multikulturelle Region Europas ist. Das ist kein Wunder, denn Siebenbürgen liegt genau an der Grenzlinie zwischen dem westlich-lateinischen und dem östlich-orthodoxen Christentum, darüberhinaus treffen hier mitteleuropäische und balkanische Einflüsse aufeinander.

Gegenwärtig wird Siebenbürgen im Nationalstaat Rumänien nicht als eine einheitliche Region wahrgenommen, sondern besteht aus 15 Kreise (ung. megye, rum. judet). Seit 1945 emigrierten in den Westen etwa 300.000 Ungarn, genausoviele Deutsche und etwa 50.000 jüdische Holocaustüberlebende, aber auch sehr viele Rumänen. Selbt nach dem Systemwechsel 1989 in Rumäninen nahm der Exodus der ungarischen und deutsche Bevölkerung weiterhin seinen Lauf. Gleichzeitig setzte eine zum Teil staatlich gelenkte Bewegung ein, in der mehrere aus dem Süden oder Osten – jenseits der Karpaten – stammende Rumänen sich in Siebenbürgen niederließen (Emigration from Romania). Beim Betrachten der gegenwärtigen Verteilung der Nationalitäten, müssen diese Daten mitberücksichtigt werden.

Nach der blutigen Revolution in Dezember 1989, die das Regimewechsel in Rumänien einläutete (die Niederlage der Ceausescu-Diktatur), konnten auch die bis dahin brutal unterdrückten Meinungen und Stimmen zu Wort kommen. Die desastreusen Verhältnisse der rumänischen Wirtschaft tragen auch dazu bei, daß ein immer größer werdender Anteil der Bevölkerung des Siebenbürgens, sowohl Ungarn als auch Rumänen, ihrer wirtschaftlich relativ entwickelten Region mehr Selbständigkeit verleihen wollen. Die Handlunhgen der ProTransilvania Stiftung, die durch den rumänischen Journalisten Sabin Gherman gegründet wurde, spielen sich in dem Rahmen ab.

Es ist unsere Überzeugung, daß eine Autonomie für Siebenbürgen im Stil Schottlands oder Kataloniens (eigenes Parlamant und eigene Regierung, aber Verteidigung, Außen- und Finanzpolitik in Einklang mit Bukarest) die Bedürfnisse der Bewohner dieser Region am besten befriedigen könnte, und Rumänien zu einem neuen Schritt in Richtung europäische Integration verhelfen könnte.