Budapest wird von den Deutschen zur Festung erklärt, und von der Roten Armee in 2 Monaten in Schutt und Asche geschossen. Das alte, spätfeudale Königreich Ungarn, dem 25 Jahre zuvor bereits der König abhanden gekommen war, der letzte Verbündete des Dritten Reiches, geht unter.Das ist der Preis der Nibelungentreue zu Deutschland.

Doch Fußball bleibt das Salz des Lebens. Bereits kurz nach Kriegsende, in den Trümmern, wird wieder gespielt. Die Nationalmannschaft bekommt in der neuen Republik einen neuen, immer höheren Stellenwert. Ungarn, und mit ihm die ganze Mitte des Kontinents, wird auf Befehl des sowjetischen Diktators Josef Stalin in wenigen Jahren Bestandteil des so genannten Ostblocks-Staaten mit allen erdenklichen, höchst unangenehmen Nebenerscheinungen. Alles muss sich am neuen großen Vorbild Sowjetunion orientieren, und mit dem Alltagsleben der Menschen wird auch der Sport zunehmend sowjetisiert.

„Aranycsapat” – Goldene Mannschaft:

(von links nach rechts): Lóránt Gyula, Buzánszky Jenö, Hidegkuti Nándor, Kocsis Sándor, Zakariás József, Czibor Zoltán, Bozsik József, Budai László.

(von links nach rechts): Lantos Mihály, Puskás Ferenc, Grosics Gyula.
„Wir waren noch Kinder, als wir unser Leben dem Fußball gewidmet haben. Gott wollte es so.”
Dieser Beisatz kehrt oft wieder, wenn Gyula Grosics, einer der letzten noch lebenden Akteure der „Goldenen Mannschaft”, sein Leben Revue passieren lässt und die Namen seiner Mitspieler aufzählt:
Jenő Buzánszky, Gyula Lóránt, Mihály Lantos, József Zakariás, József Bozsik, den alle nur Cucu nannten, Nándor Hidegkúti, László Budai, Kopfballwunder Sándor Kocsis, Ferenc Puskás, der „Öcsi”, der bis heute als wahrscheinlich weltbekannteste Ungar, und Zoltán Czibor.

Sie alle sind bis heute unvergessen. Ferenc Puskas, der eigentlich Franz Purczeld hieß und die Leitfigur der Mannschaft wurde, konnte übrigens von Glück reden, dass er 1946 bei der Aussiedlung der Donauschwaben aus Ungarn nicht aus dem Land geworfen wurde. Fast die Hälfte der Spieler der späteren Wunderelf war eigentlich deutschstämmig- eines der bestgehüteten Geheimnisse des ungarischen Sports.

Damit keine Missverständnisse entstehen: Alle waren sie beste magyarische Patrioten und kümmerten sich als junge Leute aus unteren Schichten meist keinen Deut um Politik oder gar die Geschichte ihrer Vorfahren! Diese Jungs wollten nur eines: Fußball spielen.. Dass dabei auch die große Politik mitkickte, ließ sich in diesen schweren Zeiten nicht vermeiden.
Die Goldene Mannschaft galt über die denkbar schwierigen Jahre des Stalinismus als eigentlicher Kitt zischen Volk und Regime. Fußball war damals das einzige Freizeitvergnügen, bei dem auch Gefühle freien Lauf bekommen durften. Ab 1950 folgte eine unglaubliche Serie von 32 Spielen ohne Niederlage. Sie endete am 04. Juli 1954 im Berner Wankdorfstadion.
Sie waren zu ihrer Zeit – zw. 1950 und 1956 – als Mannschaft mehr, als spätere Teams um Pelé, Cruyff oder Beckenbauer.

Die Goldene Mannschaft

Sie ist die dreieinhalb Jahre lang ungeschlagene Mannschaft der ruhmreichsten Periode des ungarischen Fußballs zu Beginn der 50er Jahre. Das Team, von der Presse und dem Publikum Goldene Mannschaft getauft, hat England, das in der damaligen Zeit eine Fußball-Großmacht war, zweimal eine Lektion erteilt.

Die von Gusztáv Sebes geführte Mannschaft, die meistens in der Zusammenstellung Gyula Grosics, Jenő Buzánszky, Gyula Lóránt, Mihály Lantos, József Bozsik, Zakariás, László Budai, Sándor Kocsis, Nándor Hidegkuti, Ferenc Puskás, Zoltán Czibor auftrat, hat ihren ersten Erfolg bei der Olympiade in Helsinki erreicht. Damals wurde noch nicht in dieser Aufstellung gespielt. Sie schlugen die Jugoslawen im Endspiel am 2. August mit 2:0.

Der nächste bedeutende Meilenstein war die Einweihung des Stadions in Rom im Jahre 1953, wobei die gastgebende italienische Mannschaft mit 3:0 geschlagen wurde. Später hat man dieses Spiel als Endspiel des Europapokals, das eigentlich als Rechtsvorgänger der Europameisterschaft galt, bezeichnet.

Die Erfolgsserie wurde am 25. November 1953 fortgesetzt, als die auf dem heimischen Rasen neunzig Jahre lang unbesiegbare englische Mannschaft mit 6:3 geschlagen wurde. Zum Rückspiel kam es im Mai des folgenden Jahres. Damals hat die ungarische Auswahlmannschaft im Budapester Népstadion – es waren alle Plätze ausverkauft – mit 7:1 gewonnen.

Danach war die ungarische Mannschaft der absolute Favorit der Weltmeisterschaft im Jahre 1954. Die Ungarn haben sich nach dem Sieg über Brasilien und Uruguay, letzteres war zweimal Weltmeister, für das Endspiel qualifiziert, wo das vorher mit 8:3 besiegte Deutschland aus geschlagener Position den Ausgang des Spieles umgekehrt hat und mit 3:2 triumphierte. Obwohl die große Serie am vierten Juli abbrach, hat die Auswahlmannschaft bis zur Revolution im Jahre 1956 ihr Meisterwerk fortgeführt. Sie erlitt insgesamt nur drei Niederlagen. Später zerfiel die Mannschaft.

Kocsis und Czibor gingen zu Barcelona, wo sie zweimal die Meisterschaft gewannen. Puskás spielte bei Real Madrid weiter. Er hat in den Farben von Real dreimal den Europapokal der Nationalmeister gewonnen und als Trainer führte er die griechische Mannschaft Panathinaikos in das Endspiel um den Europapokal der Landesmeister im Jahre 1971. Auch als fachliche Leiter haben Nándor Hidegkuti und Gyula Lóránt Versuche gemacht. Hidegkuti tat das mit größerem Erfolg, da er mit der italienischen Mannschaft Fiorentina im Jahre 1961 Europapokalsieger wurde und später der ungarischen Mannschaft Győr im Europapokal der Landesmeister unter die besten vier verholfen hat.

Der ungarische Fußball konnte seit dem Sieg 1966 während derr WM gegen Brasilien keinen richtigen Erfolg erreichen.

Puskás Ferenc

Die Ungarn nennen ihn „Öcsi” Puskás, die Welt kennt ihn als den „galoppierenden Major” , vor dessen linkem Fuß Verteidiger und Torwarte zitterten. Puskás ist heute ein Nationalheld, der stets der beste Fußballspieler seiner Heimat bleiben wird.

Geboren wurde er am 2. April 1927 in der ungarischen Hauptstadt. Seine Karriere begann in der Erwachsenenmannschaft seines Stadtbezirkes Kispest, als er 16 Jahre alt war. Ab 1945 zog er 84mal das Trikot der nationalen Mannschaft an und traf als Stürmer 83mal das Tor der Gegner. Der Kispester AC verwandelte sich 1948 zum Klub des Ungarischen Heeres, Honvéd. Puskás schloss seine erste Saison mit 50 Toren, später feierte er hier fünf Meistertitel.

Den ersten großen internationalen Erfolg hatte er 1952 in Helsinki, wo er als Kapitän des Teams Olympiasieger wurde. Die Ungarn besiegten am 25. 11. 1953 auf dem „Match des Jahrhundertes” die Engländer in Wembley mit 6:3. Puskás, der als „kleiner, dicker Kerl” titulierte Kopf der Mannschaft erzielte zwei Tore.
Zw. 1945-56 hat er 84mal in der ungarischen Nationalmannschaft gespielt und dabei 83 Tore erzielt. In 349 Erstligaspielen in Ungarn hat er 358 Tore geschossen.
Somit ist er nach FIFA Statistik der größte Golgelter des Jahrhunderts

Auf der WM in der Schweiz 1954 tritt das Team in imposantem Spiel über die Gegner. Obwohl es das Finale überraschend gegen die BRD mit 2:3 verlor, bedeutete die Silbermedaille die Erfolgsspitze der Wunderelf.

Während der Revolution 1956 hielt sich Puskás auf einer westeuropäischen Klubtournee in Spanien auf. Nach zwei Jahren schloss er einen Vertrag mit Real Madrid, wo er zu einem der erfolgreichsten Spieler wurde: Fünfmal wurde er Meister, einmal Pokalsieger und zweimal internationaler Pokalsieger. Im Finale des Europapokals der Landesmeister gewann Madrid mit vier Toren. Unvergessen ist seine Glanzzeit bei Real Madrid, wo er 370mal spielte und dabei 324 Tore schoß. Puskás spielte auch viermal in der spanischen Nationalmannschaft.
Schließlich stand er als Trainer von Panathinaikos Athen noch einmal im Finale des Europapokals der Landesmeister und wurde 1993 technischer Direktor des Fußballverbandes in seiner Heimat.