Erneut sorgt der Name des einzigen ungarischen, mit einem Oscar-Preis gekrönten Filmregisseurs, István Szabó, weltweit für Furore. Das Interesse ist nur zu verständlich: das jüngste Werk von István Szabó, „Der Geschmack des Sonnenlichts” (Sunshine), erobert reihenweise die hochrangigsten Filmpreise. Der Publikumserfolg kann als sicher gebucht werden, nachdem das Publikum den Hauptdarsteller Ralph Fiennes für seine Darbietung des „Englischen Kranken” ins Herz schloss. István Szabó wurde 1938 in Budapest geboren und studierte nach Abschluss der Mittelschule an der Hochschule für Theater- und Filmkunst. Seine Laufbahn als Regisseur begann er mit kurzen Spielfilmen; die ersten Erfolge erntete er mit seinem Werk „Zeit für Träume” (1964), das mit Elementen einer Autobiographie bestückt war und den qualvollen Weg vom Verlust der Jugend bis zum Erwachsenenwerden beschrieb. Nach „Der Vater”, „Ein Liebesfilm”, „Budapester Märchen” und „Vertrauen” würdigte die internationale Filmwelt im Jahre 1981 seinen „Mephisto” mit der höchsten Auszeichnung, dem Oscar.
Die Hauptfigur des Filmes, Höfgen, ein Schauspieler, versucht zur Nazizeit seine
Sicherheit dadurch zu bewahren, dass er seine Zweifel unterdrückt und sein besseres Ich in den Hintergrund drängt. Szabó führte neben Spielfilmen auch bei Opern und Fernsehproduktionen Regie.
Er ist Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und zahlreicher Filminstitutionen. Für die Hauptrolle seines jüngsten Streifens „Sunshine” wählte er Ralph Fiennes aus, der die Männer aus drei Generationen einer jüdischen Familie spielt. István Szabó bereitete sich fünf Jahre lang auf diesen Film vor, die Dreharbeiten begannen 1998 und dauerten 21 Wochen; hinter der Kamera stand kein anderer als Lajos Koltai, der Szabó seit 20 Jahren ständiger Wegbegleiter ist. Ralph Fiennes empfand es als besonders große Herausforderung, auf einmal drei Charaktere gestalten zu müssen. Bevor er sch an die Darstellung der Familie Sonnenschein machte, nahm er Fechtstunden, lernte ungarische Liebeslieder singen, machte sich mit der ungarischen Küche vertraut und durchstreifte Tag und Nacht die Straßen von Budapest. Der in kanadisch-deutsch-österreichischer Koproduktion an ungarischen Schauplätzen und mit ungarischem Stab gedrehte Film „Der Geschmack des Sonnenlichts” wird europaweit auf das Programm der Kinos gesetzt. Ralph Fiennes wurde von der Europäischen Filmakademie für den Preis des besten Darstellers vorgeschlagen, István Szabó und Israel Horovitz erhielten den Preis für das beste Drehbuch und Lajos Koltai wurde in Berlin als bester Kameramann geehrt. In Kanada erhielt „Sunshine” 14 Nominierungen für Preise der Filmakademie. Doch woher kommt dieser Erfolg des Streifens? Wahrscheinlich daher, dass er nicht nur den Zuschauern Unterhaltung bietet, sondern im Verauf der Dreharbeiten auch den Schöpfern und Schauspielern viel Spaß bereitete. Man fühlte sich bei den Aufnahmen sichtlich wohl, denn es fällt leicht, mit István Szabó zusammenzuarbeiten. Sein Geheimnis ist, den Darsteller nicht so hinzustellen, dass er gut in die Kamera kommt, sondern die Technik den Ansprüchen des Schauspielers anzupassen. Er sagt, für ihn sei der Schauspieler das wichtigste. Man könne nur dann einen guten Film machen, wenn sich die Darsteller in ihrer Rolle wohl fühlen und dem Zuschauer an Stelle vorprogrammierter Gefühle durchlebte und tief gefühlte Stimmungen vermitteln. Dadurch wird ein Film zum Genuss. István Szabó plant vorerst keine weiteren großen Spielfilme. Er wird erst dann wieder an Dreharbeiten gehen, wenn er das Gefühl hat, dass seine Idee auch vom Publikum angenommen wird.